Over shoulder view of bearded fashion designer fitting bespoke suit to model, close-up shot - Foto: iStock.com/SeventyFour

Anzüge und Hemden nicht von der Stange

Nicht jeder hat die Figur für Konfektionsware, auch für besondere Anlässe soll es manchmal etwas Besonderes sein: Der Maßanzug ist dann die Lösung. Doch die Preise und auch die Qualität können sehr weit auseinandergehen. Jörg Stroisch berichtet heute im Verbrauchertipp, was es für Unterschiede gibt.

Nicht jeder hat die Figur für Konfektionsware, auch für besondere Anlässe soll es manchmal etwas Besonderes sein: Der Maßanzug ist dann die Lösung. Doch die Preise und auch die Qualität können sehr weit auseinandergehen. Jörg Stroisch berichtet heute im Verbrauchertipp, was es für Unterschiede gibt.

Sebastian Herr ist Unternehmensberater in Frankfurt. Ihm ist der erste Eindruck bei seinem Kunden wichtig – er kauft deshalb Anzüge inzwischen nur noch nach Maß:

„Ja, in meiner Branche ist es halt so, Kleider machen Leute. Und mit gewisser Kleidung vermittelt man einen gewissen Auftritt, eine Seriosität, einen Erfolg, der in der Branche durchaus wichtig ist. Mit meiner Statur ist es halt schwer, in irgendwelchen Geschäften, Kaufhäusern direkt was Passendes zu finden.“

Die Preise für einen Maßanzug variieren stark. Das hängt mit den verwendeten Materialien zusammen. Und auch der Arbeitsaufwand ist unterschiedlich hoch. Die günstigsten Angebote sind meist sogenannte Maßkonfektionsanzüge. Die gibt es ab etwa 500 Euro, im Internet unter Umständen auch noch billiger. Der Schneider greift dabei auf bestehende Schnittmuster zurück, die nach den Maßen des Kunden angepasst und dann industriell gefertigt werden. Hingegen kann ein Anzug nach einem individuellen Schnittmuster, vom Experten handgenäht, auch über 3.000 Euro kosten. Auch der Herstellungsort macht einen Unterschied, erläutert Marianne Teichmann, Maßschneiderin aus Köln:

„Wenn er die Schneiderei in Deutschland hat, ist es teurer als, wenn er die Schneiderrei in China hat. Mein moralischer Anspruch ist aber auch: Schauen Sie bitte dorthin, wo man auch mit Anstand einkaufen kann. Wobei ich vor allem nicht sagen möchte, alles, was in China hergestellt wird, ist schlecht, alles was in Deutschland hergestellt wird, ist gut. Das ist Quatsch.

Die Herstellung in Übersee ist zwar häufig billiger. Sie kann aber auch mit einigen Wochen Wartezeit verbunden sein. Die Preise im Internet klingen dabei verlockend: 119 Euro für einen Maßanzug, womöglich nur 188 Euro für einen handgenähten Anzug. Da kann man Glück oder Pech haben, was dann die tatsächliche Material- und Arbeitsqualität angeht. Doch wo man den Anzug auch bestellt: Wichtig ist es vor allem, beim Maßnehmen sehr genau zu sein, rät Teichmann:

Und wenn man sich die selbst im Internet bestellt, würde ich raten, je mehr Maße ich angeben muss, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es mir auch passt. Und wenn ich nur den Brustumfang angeben muss, ist die Wahrscheinlichkeit nicht so groß, dass es auch für mich richtig passt.“

Bei der meistens kostenlosen Beratung im Geschäft vor Ort sollte der Schneider jedenfalls genau maßnehmen. Auch ist auch das eigene Bauchgefühl wichtig, sagt Marianne Teichmann. Der Maßschneider sollte so auf individuelle Wünsche eingehen. Und einen guten Blick für Stoffe, Farben – und auch die Figur – haben. Aber natürlich möchte er auch ein Geschäft machen. Wenn er merkt, dass der Kunde sowieso im Internet kaufen will, dann wird er ihn nicht ausführlich beraten, sagt Teichmann.

Ob Internet oder Vor-Ort-Schneiderei: Maßanzüge werden individuell angefertigt. Es gibt deshalb kein Umtauschrecht und auch bei Internetgeschäften kein Widerrufsrecht. Allerdings muss der Schneider eine Gewährleistung für seine Ware übernehmen. Die Gewährleistung beträgt insgesamt zwei Jahre und in dieser Zeit kann der Kunde die Behebung etwa eines Materials- oder Verarbeitungsmangels verlangen.

Anders sieht es bei Nachbesserungen aus, wenn der Anzug nicht passt. Bei Internetgeschäften ist es ziemlich schwierig, diese so einzufordern, dass sich der Anzug durch die Rücksendung und Nachbearbeitung tatsächlich verbessert. Beim Schneider vor Ort gehört die Anprobe und die fachgerechte Anpassung hingegen ohnehin in der Regel zum normalen Service dazu.