Ab dem 1. September 2007 bildet das Journalistenbüro Stroisch zum ersten Mal aus. Die Auszubildende heißt Heidi Hecht und erlernt den Beruf der Kauffrau für Bürokommunikation. Gleichzeitig ist das Journalistenbüro Stroisch der erste Betrieb, der im Rahmen der Initiative „100 fürs Rheinland“ auf dem Weg zum Ausbildungsbetrieb begleitet wird.
Für den Journalisten und nun offiziellen Ausbilder Jörg Stroisch ist die Ausbildung eine neue Herausforderung. „Am Anfang habe ich mir finanziell eine reguläre Ausbildung nicht so recht vorstellen können: 700 Euro pro Monat, das ist schon recht viel“, sagt Jörg Stroisch. „Aber viel problematischer fand ich noch den ganzen organisatorischen Kram.“ Bei der Bewältigung halfen die Initiative „100 fürs Rheinland“ und die IHK zu Köln gleichermaßen.
Erwartungen erfüllen
„Was ist, wenn die Leistungen des Azubis nicht meinen Erwartungen
entsprechen?“ Für Stroisch war das so genannte EQJ-Praktikum – ein
Förderprogramm der Bundesagentur für Arbeit, um Jugendlichen, die keine Ausbildungsstelle erhalten haben, ein Vorpraktikum zu ermöglichen – eine gute
Sache. Schon seit dem 01. Februar ist Heidi Hecht so seine Praktikantin. „Das ist
eine gute Gelegenheit, die Zusammenarbeit zu testen“, so Stroisch. Mit Erfolg:
Heidi Hecht ist schnell das gute Herz und die ordnende Hand des Büros. Auch für
die 21-Jährige hat das Praktikum Vorteile: Sie kann sich die Zeit auf die
Ausbildungsdauer anrechnen lassen, denn sie geht wie die anderen Azubis zur
Berufsschule. Und die Stelle bietet inhaltliches Potenzial weit über das
Berufsstammbild hinaus: Schon jetzt verfasst die 21-Jährige eigenständig
Meldungen und verwaltet als Redaktionsassistenz die Websites des Büros.
Zukunft ermöglichen
„Ich war verzweifelt“, sagt Heidi Hecht. Vergeblich bemühte sich die 21-Jährige
im letzten Jahr um eine Ausbildungsstelle. Ihre Vita hat dabei einen kleinen
Bruch: Zwar besuchte sie das sehr angesehene Albert-Schweitzer-Gymnasium in
Hürth, schaffte aber aufgrund des falschen Leistungskurses nicht das „normale“
Abitur, sondern nur den theoretischen Teil der Fachhochschulreife. 90
Bewerbungen hat sie geschrieben, mehr als ein „ziemlich übler“ Hospitationstag
war nicht dabei. Eva-Maria Müller-Hallmann, zuständige Beraterin für den
Ausbildungsberuf bei der IHK zu Köln: „So ergeht es derzeit leider sehr vielen
Jugendlichen. Hat die Vita nur einen leichten Knick, dann erhalten sie vom
Arbeitsmarkt noch nicht mal eine kleine Chance.“ Und auch Stroisch war ein
Stück weit entsetzt: Sein kleines Büro erhielt innerhalb von wenigen Tagen über
25 Bewerbungen von Jugendlichen, die gerne ein Praktikum machen wollten.
Zwar gab es dabei auch ein paar schlechte Erfahrungen: Bewerber sind einfach
nicht zum Vorstellungsgespräch erschienen und „die inhaltliche Qualität der
Anschreiben ist fast durchgehend schlecht gewesen.“ Aber bei manchem Anruf
bemerkte er auch eine regelrechte Verzweiflung und in 80 Prozent der Fälle ein
sehr ernsthaftes Interesse an einem Praktikum. „Über das Engagement unsere
Jugend“, so Stroisch, „ziehe ich deshalb ein sehr positives Fazit.“
Stelle organisieren – Referenzprojekt für „100 fürs Rheinland“
Damit auch alle geforderten Ausbildungsinhalte vermittelt werden, holte sich
Journalist Jörg Stroisch Hilfe bei dem JOBSTARTER-Projekt „100 fürs
Rheinland“. Das Projekt berät Unternehmen der Medien- und
Kommunikationsbranche bei Fragen der Berufsausbildung und unterstützt die
Einrichtung von neuen Ausbildungsplätzen. Die Organisation der
Ausbildungsstelle ist dabei die erste überhaupt, die die Initiative übernimmt.
Bettina Baum, Referentin von „100 fürs Rheinland“: „Der ständige Kontakt zum
Ausbildungsbetrieb und der Auszubildenden ist unser Ansporn. Herr Stroisch ist
dabei ein klassischer Fall: Der Wille zur Ausbildungsstelle ist ungebrochen, der
organisatorisch Aufwand etwa für Förderanträge aber für ihn nur schwer zu
bewältigen.“ Das Journalistenbüro führt sein Lohnbuchhaltung nicht selbst durch,
diese ist aber relevanter Bestandteil des Ausbildungsprofils. Diese Inhalte
übernimmt die mediafine GmbH in Essen. Baum: „So ist für die Auszubildende
zu hundert Prozent gewährleistet, dass sie alle Ausbildungsinhalte in der Praxis
erlernen kann.“