Das Jugendmagazin Esséndrix wird 15 – veröffentlicht in: Neue-Ruhr-Zeitung, Lokalteil Essen, am 19.09.1997, Autor: Jörg Stroisch
Es war einmal vor 15 Jahren – im Sommer 1981. Da gab es ein paar Jugendliche, die wollten „das DKP-Monopol in der Jugendpresseszene“ aufbrechen. Sie gründeten die Essener Jugendpresse (EJP). Jenem Sommer entsprang auch die Idee, „mit viel Spaß“ ein Magazin „mit dem ziemlich beschränkten Namen Esséndrix“ (so stand es in der ersten Ausgabe geschrieben) – als eine Wortschöpfung aus dem gallischen Comichelden Asterix und der Heimatmetropole Essen – zu schaffen. „Von Jugendlichen für Jugendliche“ und völlig ehrenamtlich. Es war einmal. Der Beginn einer wechselvollen Geschichte.
„Wir haben alle Texte auf einer ollen Schreibmaschine zusammengetippt“, sinniert Gregor Richter, einer der ersten Chefredakteure des alten Esséndrix. „Und hinterher wurden die Druckvorlagen zusammenkopiert.“ Das Endprodukt war ein ziemlich improvisiert wirkendes Blättchen mit vielen „guten Schülerzeitungsartikeln“, denn diesen wollte der Esséndrix damals ein stadtweites Forum bieten.
Heute ist der Anspruch gestiegen. „Semi-professionell“, wie es so schön heißt, stellen heute etwa 20 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 25 Jahren eine sogenannte „Vollredaktion“: Alle Texte werden selbstgeschrieben, alle gestalterischen und geschäftsführenden Aufgaben in stundenlanger Heimarbeit durchgeführt – mittlerweile wurde allerdings die Schreibmaschine durch mehrere private Computer abgelöst.
„Wir haben eine professionelle Organisationsstruktur“, betont dazu Thorsten Schneimann, mittlerweile der vierte Chefredakteur seit der zweiten Wiederbelebung des Magazins Ende 1995. Früher lastete die Hauptarbeit zumeist auf ein bis zwei Schultern, heute stehen dem 21jährigen noch vier weitere „Arbeitswütige“ zur Seite.
Da ist zum Beispiel die „Chefin vom Dienst“ Friederike Herskamp. Die 19jährige Studentin leitet die zweiwöchigen Treffen, kümmert sich um die anderen Jugendlichen und „rennt vor allem Artikeln hinterher“.
Diese kritisiert und verbessert sie. „Auch inhaltlich und stilistisch sind wir keine Laien, sondern mindestens Amateure“, meint sie und sieht diese Einschätzung in der Erfahrung der Schreiberlinge begründet. Zumeist kommen diese nämlich von Schülerzeitungen und haben Praktika bei verschiedenen Medien hinter sich gebracht.
Esséndrix wird von vielen als Sprungbrett zum „Traumberuf Journalismus“ verstanden. So bringen die Nachwuchsjournalisten alle drei Monate ein 36 Seiten starkes Magazin mit einem farbigen Umschlag und einer Auflage von 10.000 Exemplaren zustande, welches dann direkt an Orten ausgeteilt wird, die von Jugendlichen besucht werden.
„Wichtig ist uns dabei, ein Kontrast zur Coolibri- und Prinz-Kultur zu sein“, beschreibt Thorsten die Ausrichtung des Magazins. „Wir setzen bewußt einen Schwerpunkt auf Stadtpolitik.“ Dabei sei man parteilich und verbandlich unabhängig – selbst von dem mittlerweile 250 Mitglieder starken Herausgeberverein EJP wahre man sich bewußt seine redaktionelle Unabhängigkeit.
„Wir betreiben eine seriöse Berichterstattung aus vielen Perspektiven.“ Das ist für Thorsten der Grundsatz von gutem Journalismus. Ohne dabei allerdings jugendfremd werden zu wollen. Denn: Ein weiterer Schwerpunkt des Magazins liegt auf Musik und Kultur – immer noch unter dem alten Motto „von Jugendlichen für Jugendliche“.
So feiert dann das „Märchen“ seinen Geburtstag zünftig Ende September mit einem Konzert und einer Jubelparty. Und vielleicht wird man in 15 Jahren mal sagen: Es war einmal Esséndrix – damals schrieben die noch mit Computern…