Ein Hausbau kann eine sehr schwere Geburt sein: ein Hörfunkbeitrag vom Immobilienjournalisten zu dem Thema.
Ein Hausbau kann eine sehr schwere Geburt sein: ein Hörfunkbeitrag vom Immobilienjournalisten zu dem Thema. - Foto: Canva.com

Tücken rund um den Hausbau umschiffen

Wer ein Haus bauen will, hat dafür in der zwei Möglichkeiten: Die individuelle Beauftragung über einen Architekten. Oder der Kauf von Grundstück und Haus über einen Bauträger. Beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile – immer ist eine gründliche Vorbereitung wichtig.

Dieser Hörfunkbeitrag wurde vom Immobilienjournalisten Jörg Stroisch im „Verbrauchertipp“ beim Deutschlandfunk im Jahr 2017 veröffentlicht.

Ein Hausbau dauert mindestens so lange, wie eine Schwangerschaft, sagt ein altes Sprichwort: Neun Monate muss man also vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung des eigenen Hauses einplanen, eher mehr. Und für viele wird es dann eine echt schwere Geburt.

Dabei ist es auch eine Systemfrage: Soll das Haus komplett schlüsselfertig vom Bauträger gekauft werden? Oder doch ein individuell geplantes Architektenhaus sein? Raimund Stewen, Architekt und Baubegleiter vom Verband Privater Bauherren, beschreibt, was die Tücken beim Bauträger-Haus sind:

„Ich bin Käufer. Und Rechte habe ich eigentlich nicht als zu viele. Der Bauträger baut das Haus. Und das Recht der Abnahme, das liegt bei mir. Das ist das größte Recht was es in dem Spiel eigentlich gibt.“

Beim Bauträgermodell kein Mitspracherecht

Sprich: Der Bauherr hat keine Mitspracherechte auf der Baustelle, darf den Handwerkern keine Anweisungen erteilen, keine Zwischenabnahmen durchführen. Er kauft also ein bisschen die Katze im Sack. Stewen rät dazu, einen unabhängigen Experten zurate zu ziehen, der auch die Baustelle besucht und Dinge protokolliert:

„Wir wissen, dass zum Beispiel, wenn man Estrich einbringt und noch Feuchtigkeit auf der Bodenplatte hat, dass dann langfristig im Estrich ein Problem entstehen kann. Das kann ein Bauberater sofort erkennen, aber ein Erwerber sieht das nicht.“

Rechtliche Relevanz haben diese Besuche nicht, Stewen macht aber immer wieder die Erfahrung, dass Bauträger dann solche Einwände ernst nehmen.

Diese Probleme hat der Bauherr beim Architektenmodell nicht. Er hat die Gewalt über alle Bereiche, der Architekt ist sein – verpflichtender – Begleiter bei der Planung und Umsetzung. Aber natürlich gibt es hier andere Tücken, beschreibt Angelika Proff, Architekten bei der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen:

„Dass Bauherren Fakten schaffen, bevor sie sich durch einen Architekten beraten lassen. Und ich würde so früh wie möglich einen Architekten mit reinnehmen, der nämlich genau diese Entscheidung auch mit begleitet. Schon früh eine Kostenschätzung hat und weiß, was kommt auf einen zu. Kann ich das finanzieren?“

Tücken bei der Grundstückswahl

Beispiel Grundstückskauf: Eine Hanglage ist anders zu bewerten, als ein ebenerdiges Grundstück, Abstandsflächen müssen eingehalten, manchmal auch ein Bodengutachten gemacht werden.

Wenn das von vorne herein klar ist, können auch die Möglichkeiten besser abgeschätzt werden – und die Kosten. Proff rät hier ohnehin zu strikter Disziplin:

„Viele Risiken bestehen darin, dass sich Bauherren über ihre Bedarfe nicht richtig bewusst sind und dann während des Bauens noch zusätzliche Bedarfe entstehen. Oder dann Materialien ausgewählt werden, die doch um einiges teurer sind, was Bodenbeläge angeht oder Keramik im Badezimmer.“

Proff rät, sich über solche Dinge schon in der Planungsphase Gedanken zu machen. Überhaupt die Zeit: Die Architektin hält nichts davon, diese zu knapp zu kalkulieren. Und eine gute Planung kostet nun mal viel Zeit.

Wer sich aber schon bei der Planung und vor der Unterschrift von einem guten Architekten oder Baubegleiter unterstützen lässt, für den dauert der Hausbau zwar neun Monate und mehr – er wird aber hoffentlich nicht zu einer schweren Geburt.