Frank Wallbaum von T-Systems klickt auf den Nutzer. Ein kleines Programm, ähnlich wie die verschiedenen Messanger á la Yahoo, Skype oder MSN, aber professionellen Ansprüchen genügend. Und noch ein Klick: Drei Personen erscheinen mit einem Videobild. Ein Anruf über das normale Telefon – und auch der vierte Nutzer ist nun Teilnehmer der virtuellen Desktop-Konferenz.
Videokonferenzen gibt es für jeden Computer: Der Aufwand dafür ist heute gering. Ein Mikrofon und eine Kamera für wenige Euro. Eine passende Software. Fertig. Damit lassen sich einfache Konferenzen recht problemlos führen.
„Skypen“ für den professionellen Bereich
„In vielen Bereichen hat sich als Videokonferenzsystem das kostengünstige Skype durchgesetzt“, sagt Ralph Boßler, Geschäftsführer des Systemhauses Sylphen, „das aber manche professionelle Eigenschaft vermissen lässt.“
Wer mehr will, muss tiefer in die Tasche greifen. Professionelle Systeme bieten zum Beispiel hochauflösende Bilder und einheitliche Rufnummern fürs Telefon und die Videokonferenz. „Die Anfangskosten für High-End-HD-Systeme sind leider noch recht abschreckend hoch, mehrere Hunderttausend Euro, auch wenn hier ein Return-of-Investment berechnet werden kann“, sagt Ralph Boßler. Sie vermitteln aber, beschreibt Cisco-Deutschlandchef Michael Ganser im wiwo.de-Interview, “ schon nach kurzer Zeit das Gefühl des direkten Kontakts.“
Firmen bevorzugen häufig noch die Dienstreise
Solche Systeme stellen nicht nur hohe Anforderungen an die Netzwerkstruktur, sondern auch an die Firmenphilosophie. Frank Wallbaum, Leiter Vertrieb bei T-Systems Enterprise Services: „Solange der Manager für Firmentreffen lieber ins Flugzeug steigt, können sich Videokonferenzen nicht durchsetzen.“
Dabei sparen sie kräftig Kosten. Das Videokonferenzsystem von T-Mobile hat sich so beispielsweise so bereits nach vier Monaten gerechnet. 3.000 Mitarbeiter profitieren davon. Und: Die etwa 40.000 Videokonferenzen dürften den CO2-Ausstoß durch Flüge um rund 7.000 Tonnen in den letzten 24 Monaten verringert haben. Genau diesen Aspekt versucht T-System mit der „Zero-Emission-Meeting-Initiative“ stärker herauszustellen.
Öko als Argument für die Videokonferenz. „Wir glauben, das sich Unternehmen in Zukunft immer stärker zum Thema Umweltschutz positionieren müssen“, so Wallbaum. „Diese Anforderung wird irgendwann Bestandteil von Ausschreibungen sein.“ Und somit auch die Einstellung von flugbegeisterten Konzernmanagern verändern, so seine Hoffnung.
Zeitersparnis ist stärkstes Argument
Die beiden Gesprächspartner zieht Wallbaum auf dem Computerbildschirm in kleinen Fenstern hin und her, kann sie vergrößern oder verkleinern. Bei größeren Konferenzen kann es hier schon mal eng werden auf dem Bildschirm. „Dann ein Bild zu haben, ist aber immer ein entscheidender Vorteil gegenüber Telefonkonferenzen“, beschreibt Wallbaum. „Per Telefon verliert man schnell den Überblick, wer denn eigentlich gerade redet und auch tatsächlich da ist.“
Zukünftige Systeme werden auch den Bildkontakt direkt auf das Videohandy ermöglichen, ein Zuschalten nur per Ton ist schon heute kein Problem mehr. „Dann kann der Experte auch von unterwegs kontaktiert werden, wenn eine wichtige Frage auftaucht“, so Wallbaum Und auch die Standards vereinheitlichen sich zusehends. Bisher arbeiten die unterschiedlichen Produkte noch nicht reibungslos zusammen.
Für Wallbaum bieten die Systeme aber vor allem einen Vorteil: Zeitersparnis. „Alternativ kann ich mich für ein Treffen mehrere Stunden in das Flugzeug setzen und bin den ganzen Tag unterwegs“, beschreibt er. „Per Videokonferenz schalte ich mich für eine Stunde mit meinen Gesprächspartner zusammen.“ Und Arbeitszeit ist schließlich auch ein wichtiger Kostenfaktor in Deutschland.
Dieser Artikel direkt bei Wiwo.de Für WirtschaftsWoche.de hat Jörg Stroisch im Redaktionsdienst gearbeitet – und verfasst verschiedene Wirtschaftsartikel.