Das Elterngeld Plus läutet ab dem 1. Juli eine neue Phase für Familien ein. Das bisherige Elterngeld kann dann auch in Teilzeit ausgezahlt werden. Daneben lockt bei diesem Elterngeld Plus auch ein zusätzlicher 4-Monat-Bonus. Eltern sollen dadurch motiviert werden, früher in den Job zurückzukehren, beschreibt Jörg Stroisch in seinem Beitrag.
Erklärtes Ziel des Elterngeldes ist es seit seiner Einführung, jungen Familien eine finanzielle Basis nach der Geburt ihres Kindes zu bieten. Nach gerade einmal 4,5 Jahren erfährt das Bundeselterngeld und -Elternzeitgesetz am 1. Juli nun eine grundlegende Erweiterung: das Elterngeld Plus tritt in Kraft. Bundesfamilienministerin Manuela Schleswig erläuterte bei der Verabschiedung im Deutschen Bundestag am 7. November 2014 die Gründe dafür:
„Wir schlagen mit dem Elterngeld Plus ein neues Kapitel in der Familienpolitik ein. Wir gehen einen Schritt in eine moderne Familienpolitik, die berücksichtigt, dass Mütter und Väter Zeit für Familie haben wollen. Aber eben auch gleichzeitig Zeit für den Job. Wir stärken Väter und Mütter darin mit dem Elterngeld Plus im Rücken, früher in den Job zurückzukehren.“
Das „alte“ Elterngeld wird durch das Elterngeld Plus erweitert. Zukünftig haben die Eltern von Neugeborenen die Wahl. Sie können das bisherige Elterngeld in Anspruch nehmen. Dieses wird nun Basiselterngeld genannt und sie bekommen dann je nach Einkommen mindestens 300 Euro und höchstens 1.800 Euro im Monat für ihren Nachwuchs bezahlt. Das Basiselterngeld wird bis zu 14 Monate nach der Geburt des Kindes gezahlt, sofern sich beide Elternteile jeweils mindestens zwei Monate komplett um den Nachwuchs kümmern. Diese Regelungen gilt weiter. Aber ab dem 1. Juli gibt es die neue Variante für alle, die in der Elternzeit nicht komplett zu Hause bleiben möchten, sondern in Teilzeit weiterarbeiten: das Elterngeld Plus. Bettina Trojan, Rechtsanwältin aus Köln, beschreibt die Grundlage:
„Ein Basiselterngeld-Monat entspricht zwei Elterngeld-Plus-Monaten, das heißt, das Elterngeld kann doppelt solange bezogen werden, aber nur für die Hälfte des Betrages.“
Nach dieser Rechnung läuft das Elterngeld dann nicht wie bisher nur 14 Monate, sondern 28 Monate. Und die Eltern bekommen mindestens 150 Euro und maximal 900 Euro pro Monat bezahlt. Aber: Es gibt einen Bonus, wenn die Eltern parallel zusätzlich vier Monate zwischen 25 und 30 Stunden pro Woche arbeiten. Dann bekommen sie jeweils vier weitere Monate Elterngeld Plus – rein rechnerisch wird dieses also bis zu 36 Monate ausgezahlt.
Das alles hat aber auch Tücken, beschreibt Bettina Trojan:
„Man guckt beim Arbeitnehmer zum Beispiel: Was hat der in Vollzeit vor der Geburt verdient, was verdient er in Teilzeit nach der Geburt. Und er bekommt dann nur das Elterngeld für die Differenz nämlich. Es kann sein, dass es sogar noch geringer wird, denn wenn es nach der Differenzmethode geringer ist, dann bekommt man diesen geringeren Betrag.“
Sprich: Eltern können nur sehr schwer ausrechnen, wie viel Elterngeld Plus sie tatsächlich am Ende bekommen. Eine weitere Tücke: Wenn ein Partner die vier Partnerschaftsmonate nicht einhält, geht der komplette Bonus verloren. Cornelia Spachtholz, Vorsitzende des Bundes Berufstätiger Mütter, hält das gerade bei Alleinerziehenden für problematisch:
„Für Alleinerziehende ist das allerdings durchaus eine andere Herausforderung, 30 Stunden berufstätig zu sein. Mit fehlender Infrastruktur unter Umständen, unter Umständen fehlenden Netzwerk und der alleinigen Zuständigkeit für das Kind. Da hätten wir uns einen anderen Korridor gewünscht. Jetzt gucken wir mal, wie das ganze in der Praxis ist.“
Das Plus beim Elterngeld Plus bedeutet dabei ein Plus an Flexibilität. Aber auch ein Mehr an Komplexität. Cornelia Spachtholz bemängelt deshalb die „großen Formularberge“, die beim Antrag anfallen. Und formale Fehler führen schnell zu Geldverlusten. Das Elterngeld Plus gehe aber trotzdem in die richtige Richtung, sagt sie:
„Also, um dann in die Fortsetzung der partnerschaftlichen Aufteilung von Familie, Haus_ und Erwerbsarbeit kommen zu können. Um eben nicht den Rückschritt in das tradierte Modell zu haben. Warum nicht? Weil Altersarmut trifft vor allem auch Frauen. Das Elterngeld Plus gibt den Anreiz, frühzeitig nach der Geburt des Kindes wieder erwerbstätig zu sein und da auch die Arbeitszeit auszudehnen. Und das ist natürlich wichtig bezüglich der Altersvorsorge, weil sich natürlich Fehlzeiten, familienbedingte Auszeiten und verminderte Erwerbstätigkeit sichtbar machen im Rentenbezug.“