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Man sollte schon genau nachrechen bei seinen Versicherungspolicen.

Finanzierungsrahmen richtig einschätzen

Die Zinsen sind historisch niedrig, auch bei der Finanzierung einer Immobilie. Auch deshalb gibt es derzeit einen regelrechten Run auf Eigentumswohnungen und Häuser, jeder will dabei, jeder will von den günstigen Finanzierungskosten profitieren. Das Problem dabei: Schnell gerät dabei außer Blick, was man sich überhaupt an Kosten leisten kann – da hilft nur ein kritisch-konstruktiver Blick auf die eigene finanzielle Situation.

In vielen Großstädten geht es auf dem Immobilienmarkt derzeit heiß her: Eigentumswohnungen wechseln den Besitzer zu Preisen, die noch vor fünf oder zehn Jahren undenkbar gewesen wären. Dabei gerät die Frage, ob man sich die angebotene Immobilie überhaupt leisten kann, immer mehr in den Hintergrund, berichtet Thomas Hentschel, Experte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen:

„Mit einem niedrigen Zinssatz von 10-jähriger Zinsbindungszeit und einprozentiger Tilgung, ist man vielfach dessen unter dem, was man heute als Mietzins bezahlt. Dass man aber nach zehn Jahren erst 11 Prozent, vielleicht 12 Prozent des Darlehens zurückbezahlt hat, das ist den meisten Leuten eben nicht so bewusst.“

Für Hentschel sind das unseriöse Lockangebote. Denn natürlich sollte in Zeiten niedriger Zinsen viel getilgt werden. Viele Banken rechnen aber solide – und lehnen überzogene Finanzierungswünsche auch langjähriger Kunden ab. Dann sollten Verbraucher nicht vorschnell zur nächsten Bank gehen, rät Hentschel:

„Man sollte die Tatsache, dass möglicherweise die Sparkasse vor Ort gesagt hat, die Finanzierung können wir für sie nicht darstellen, sollte man Ernst nehmen. Wenn das Haus ohne Eigenkapital gekauft worden ist und man sich dafür krummlegen muss, und nach 10 Jahren die Zinsen nach oben gehen. Dann ist spätestens Schluss mit lustig. Und dann sitzt man auf einem gehörigen Batzen an Schulden.“

Falls die Hausbank einen Kredit ablehnt, sollte man deshalb noch einmal ganz genau nachrechnen. Internet-Kreditrechner geben hier verlockend einfache und schnelle Antworten. Aber sie können nur dann funktionieren, wenn der Benutzer sehr genau über alle Aspekte des Immobilienkaufs Bescheid weiß.

In bestimmten Fällen sieht Erik Uwe Amaya vom Immobilienbesitzerverband Haus und Grund Rheinland einen Immobilienerwerb ohnehin kritisch:

„Im Grunde sollte der Hauptjob wirklich ausreichend sein. Man sagt immer, dass die Wohnkosten nicht mehr als ein Drittel des Nettoeinkommens betragen sollen. Gegebenenfalls noch etwas darüber. Aber wenn mehr als die Hälfte dieses Nettoeinkommens für die Immobilie ausgegeben werden muss, dann sollte man sich wirklich überlegen, ob das das richtige Objekt ist beziehungsweise, ob man sich dann tatsächlich leisten kann.“

Außerdem bleibt es am Ende nicht nur bei der Kreditrate für die Bank: Gerade die laufenden Kosten einer Immobilie vergessen Hauskäufer nur zu oft, ist die Erfahrung von Amaya:

„Wenn man ein Mieter ist, dann wird man ja nur die umlegbaren Betriebskosten zu entrichten haben. Aber als Eigentümer einer Immobilie trägt man sämtliche Betriebskosten. Und das ist etwas, was viele überhaupt nicht berücksichtigen. Deswegen ist es manchmal auch sehr, sehr fatal, wenn man zunächst eine Immobilie sieht, die sehr, sehr günstig ist und man lässt dann das Hausgeld völlig außer Acht.“

Auch nicht beachtete Sonderzahlungen zum Beispiel für die energetische Sanierung können den Finanzierungsrahmen sprengen. Das kann richtig gut auch nur ein Sachverständiger beurteilen.

Ohnehin schon weit vor dem konkreten Kaufwunsch sollte der Kunde mehrere Banken kontaktieren und sich deren Rat anhören. Und natürlich beraten auch unabhängige Stellen zu solchen Fragen, wie etwa die Verbraucherzentralen oder die verschiedenen Eigentümerverbände.